Messe Essen Security 2006 / Halle 1.1 Stand 113

Damit die Kohle nicht zu Asche wird
Heißer Test bei 1000 Grad Celsius
Was in Action-Filmen für Unterhaltung sorgt, sollte im realen Leben nicht passieren. Darum lassen sich die Hersteller von Kofferschleusen immer wieder Neues einfallen, um Raubüberfälle nach Hollywood zu verbannen.

Die gepanzerten Durchgaben für größere Geldmengen und Gegenstände sind in der Regel aus Stahlblech gefertigt, das mit speziellen Lasern haargenau zugeschnitten und mit Edelstahl zusätzlich ausgekleidet wird. Die Kofferschleusen halten so dem Beschuss auch mit stärkeren Feuerwaffen stand. In Landeszentralbanken zum Beispiel werden für größere Behälter Geldschleusen eingesetzt, denen man selbst mit einem Bundeswehr-Sturmgewehr nicht beikommt. Natürlich sind auch noch höhere Beschussklassen möglich.

Kombiniert mit einer Gegensprechanlage für bedienungsfreies Hören und Sprechen in beide Richtungen, elektrischer Schleusenbetätigung mit Türstandanzeige und automatischer Umschaltung auf Handbetrieb bei Stromausfall werden die Kofferschleusen zu Hochsicherheitsbereichen überall da, wo große Geldmengen bewegt werden, etwa in Einkaufszentren, Shopping Mails, Warenhäusern oder Großbanken.

Doch nicht nur Waffengewalt müssen die Kofferschleusen trotzen, sondern auch Feuer. Egal, ob durch einen Defekt verursacht oder mit Absicht gelegt. Die riesigen Geldbündel im Inneren könnten sich andernfalls in äußerst kostspieligen Rauch auflösen. Um das zu verhindern, hat sich ein Hersteller ein neues Modell einfallen und in der Materialprüfungsanstalt Braunschweig testen lassen.

Um das Gütesiegel FEUERBESTÄNDIG F 90 zu erhalten, musste die Geldschleuse 90 Minuten lang bis zu 1000 Grad Celsius Hitze aushalten. Dabei durften weder Feuer noch Rauch durchdringen. Im Brandtest wurden sowohl Innen- als auch Außenseite dem Feuer ausgesetzt. Denn: Im Ernstfall weiß man ja nicht, auf welcher Seite es brennt. Das Problem: Dickes Material oder Profile erzeugen Wärmebrücken. An den Nahtstellen zu dünneren Teilen verändern sich beide unterschiedlich, Spalten und Lücken können sich auftun und Rauch durchdringen. Deshalb wurden hinter den verzinkten Blechen 20 bis 40 Millimeter dicke Brandschutz-Bauplatten aus Kalziumsilikat eingesetzt. Die Scheibe ist ein nur 54 Millimeter starkes F 90 und BR4 NS klassifiziertes Verbundglas. Im Gegensatz zu G 90 klassifizierten Scheiben halten sie nicht nur Feuer, sondern auch Hitze ab.

Um alle beweglichen Teile wie Schiebemulde und Schleusentüren herum, wurde ein brandhemmendes spezielles Fugenmaterial angebracht, das bei Temperaturen über 160 Grad aufschäumt und alle Fugen hermetisch abdichtet. Die Enden der Metallplatten sind umkantet, um Spaltenbildung zu vermeiden.

Der Versuch war ein Erfolg: 115 Minuten hielten die Schleusen bis zu 1000 Grad stand, ehe das Glas zu schmelzen begann.